Warten und Wartung

„Das ist wunderbar, fantastisch. Wir haben nun mal die Pflicht, unseren Abfall zu entsorgen, und das tun wir an der sichersten Stelle. Das ist gut für alle.“  (Anna Lena Söderbloom, Finland)

Wie würde hochradioaktiver, für die „Ewigkeit“ eingelagerter Atommüll den Blick auf unsere Heimat und das Lebensgefühl der umliegenden Bewohner verändern? Am Beispiel der kleinen Ortschaft „Taaken“, einem potentiellen Standort für ein bundesdeutsches Atommüllendlager,  gehen wir dieser und weiteren Fragen nach. In unserem multimedialen Theaterabend spielen zeitliche Dimensionen und Sicherheitsaspekte eine Rolle. Zudem beschäftigen wir uns mit dem politischen Prozess der Endlagersuche in Deutschland. Welche Informationen könnten für unsere Nachkommen in ferner Zukunft einmal wichtig werden? Wie können wir mit dem Wissen um die zeitliche Vergänglichkeit unserer heutigen Verantwortung für künftige Generationen gerecht werden? Filmdokumente, Live-Musik und Sounds verbinden sich zu einem beunruhigenden Abend, der  mehr Fragen stellt, als er beantwortet.

Credits

Dezember 2021 / / Von und mit: Johannes Arnold (Performance, Konzept & Organisation) Iris Arnold (Organisation), Matthias Entrup (Ton & Sound) Meneta Focke (Performance & Konzept) Nina Ornowski (Performance & Konzept), Michael Pilbauer (Performance & Musik), Franziska Richter (Performance, Video & Konzept)

gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR

Wir danken: Pastorin Haike Gleede, Julia Hamer (Interviewpartnerin) Rena Jachens (Interviewpartnerin) Imke Klie (Sprecherin), Uli Kringler (Vertonung), Dieter & Moni Precht (InterviewpartnerInnen), Michael Schröck (Interviewpartner) Renate Seifert (Logistik), Rolf Wedemeyer (Interviewpartner) der Bürgerinitiative „Kein Endlager im Landkreis Rotenburg e.V.“, dem Verein „Ausgestrahlt e.V.“, dem  „Lomizil e.V.“, dem Bundesamt für Katastrophenschutz und Bevölkerungshilfe, dem Bundesumweltministerium. Ein ganz besonderer Dank gilt Frau Cornelia Hesse-Honegger, die uns für das Projekt unentgeltlich die Rechte an ihren Bildern überlassen hat.

„Vor tausenden von Jahren zähmte der Mensch das Feuer. Das Feuer schenkte Wärme, Licht und Nahrung, und der Mensch setzte viele Nachkommen in die Welt, die sich um das Feuer versammelten. Weil der Mensch jedoch sehr hungrig war, arbeitete er sehr hart. Er grub sich tiefer und tiefer in die Höhlen des Erdgesteins, um seinen nie endenden Hunger zu stillen. Dort entdeckte er eines Tages einen sehr seltenen Stein, in dem ebenfalls ein Feuer zuhause war. Dieses neue Feuer musste jedoch erst auf sehr mühevolle Weise hervorgelockt werden, nicht mit einem Stückchen Zunder oder einem Feuerstein, sondern durch einen mächtigen Zauber. Der Mensch versuchte lange, den Zauber geheim zu halten, da er das Feuer für sich alleine behalten wollte. Doch so groß war sein Verlangen nach ihm, dass es sich dennoch in die entferntesten Winkel der Welt verbreite. Bald wandten die Menschen überall den mächtigen Zauber an, der unermessliche Mengen an Wärme, Licht und Energie schenkte. Begeistert blickte der Mensch auf sein Werk, und je heller das Feuer leuchtete, umso gottgleicher fühlte er sich. Um das Feuer aus der Tiefe brennen zu lassen, musste der Mensch jedoch gewaltige Mauern errichten. Ein loser Kreis aus Steinen, wie beim alten Feuer, genügte nicht. Auf diese Weise entstanden Gebäude, wie sie die Welt nie gesehen hatte. Sie hatten unzähligen Adern und meterdicke Mauern, in deren Mitte das Feuer von starken Wassern umflossen wurde, die es beständig kühlten. Doch irgendwann merkte der Mensch, dass er das Feuer nicht mehr löschen konnte, egal, was er anstellte. Denn das Feuer brannte nicht nur auf dem Land, sondern auch tief unter Wasser, und selbst wenn man ihm die Luft zum Atmen nahm, brannte es dennoch durch die dicksten Einfriedungen. Da bekam der Mensch große Angst. Er merkte, dass er in Gefahr war, und mit ihm alle Wesen unter dem Himmel. Verzweifelt suchte er nach einem Gegenzauber, um das Feuer, das außerhalb seiner Behausung wütete und tobte, unschädlich zu machen. Doch vergebens. Da beschloss er, es tief unter die Erde zu tragen, dorthin, wo er es hergeholt hatte, nur noch viel tiefer. Damit es dort brennen konnte, bis in alle Ewigkeit.“