Der Gute Ton

Die DGT, die vor kurzem gegründete „Gesellschaft des Guten Tons“,  gibt heute Abend in der Schützenhalle Taaken ihre Auftaktveranstaltung... Denn "Benehmen ist nicht nur Glückssache", wie bekanntlich schon unsere Großeltern wussten.  Wie verabreicht man fachgerecht einen Handkuss? Auf welche Weise bittet der Arbeitnehmer seinen Chef um die Gehaltserhöhung? Wie wimmeln wir politisch korrekt ungebetenen Besuch ab? Ungeklärte Fragen gibt es viele, hier werden sie professionell beantwortet. Schade nur, dass in Sachen Benehmen auch in der DGT längst nicht alles so reibungslos klappt, wie es zunächst den Anschein hat! Unversehens driftet der so hoffnungsvoll begonnene Abend in einen skurrilen Alptraum ab.

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"Das perfekte Dinner gibt es nicht, meinen Sie? Oh doch, meine Damen und Herren, in meinen schönsten Träumen sehe ich es vor mir. Ich trete ein in die glanzumschmückte Halle, die Kronleuchter erstrahlen den Saal wie Sterne das Firmament. Die lange Festtafel steht bereits und das makellos gestärkte Tischtuch wird aufgelegt. Der blütenweiße Stoff umarmt die Kanten der Tafel und schmeichelt den Ecken, 20 cm sollte er überhängen. Das Licht feinst ziselierter Kerzenleuchter umhüllt sanft den Tisch und sorgt für eine festliche Stimmung. Dann das Gedeck aus feinstem Porzellan: 60 – 70 cm beträgt die Entfernung zwischen zwei Gedecken, um eine abgerundete Harmonie zu erreichen. Die Eßteller stehen in der Mitte des Gedecks, ihr unterer Rand schließt mit dem Tischrand ab. Die Messer aus poliertem Silber liegen mit der Schneide nach innen rechts vom Teller, einen Fingerbreit von der Tischkante, die Gabeln links vom Teller, der Suppenlöffel mit dem Hohlraum nach oben links neben dem Vorspeisenmesser, gefolgt vom Fischmesser und dem Tafelmesser, auf der linken Seite des Tellers natürlicherweise die Vorspeisengabel, die Fischgabel, die Tafelgabel, darüber der Brot- oder Salatteller. Oberhalb des Tellers befinden sich Dessertbesteck und darüber Süßspeisenlöffel. Das Weinglas steht rechts oberhalb des Eßtellers in exakter Linie über dem Hauptgangmesser ausgerichtet, gestaffelt schräg unterhalb rechts das Weißweinglas und das Aperitifglas, quasi, das zuerst benutzte außen, also am weitesten rechts – ach und die Serviette! Ob Dreiecksform flach, Rechteck klassisch, dreiteilig gefaltet, Tafelspitz, Fächer, Marquée, Bischofsmütze – alles ist möglich, Hauptsache schön liegt sie auf dem Eßteller. Um Ihnen das Ganze etwas zu verbildlichen, haben wir von DGT keine Kosten und Mühen gescheut Ihnen ein kleines Filmpräsempel zusammenzustellen. Lupfen wir also den Vorhang und schauen hinein in das perfekte Dinner zu zweit. Guten Appetit! Der Abend hat schon begonnen, der Herr und die Dame haben Platzgenommen, der Kellner bringt soeben das Amuse Gueule, den kleine Häppchengruß aus der Küche..."

 

 

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