Der Gute Ton

In der DGT, der „Gesellschaft des Guten Tons“, wird gutes Benehmen groß geschrieben. An diesem Abend gibt sie in der Schützenhalle Taaken ihre Auftaktveranstaltung – denn Benehmen ist schließlich nicht nur „Glückssache“, wie bereits unsere Urgroßeltern wussten. Und natürlich geht es direkt zur Sache, wobei die versammelten Gäste nicht geschont werden: Wie verabreicht man fachgerecht einen Handkuss? Auf welche Weise bittet der Arbeitnehmer seinen Chef um die lang ersehnte Gehaltserhöhung? Wie wimmelt man politisch korrekt ungebetenen Besuch ab? Ungeklärte Fragen gibt es viele, hier werden sie professionell beantwortet. Schade nur, dass in punkto Benimmregeln auch in der DGT nicht alles so reibungslos klappt, wie es zunächst den Anschein hat. Unversehens driftet der so hoffnungsvoll begonnene Abend in einen skurrilen Alptraum ab – denn hinter der glänzenden Oberfläche offenbaren sich Abgründe, die tief blicken lassen…

Credits

PREMIERE: 1. Oktober 2015, Schützenverein Taaken  SPIELER: Carolin Bebek, Oliver Beyer-Caro, Sascha Hermeth, Franziska Richter  Bühne und Kostüme: Verena zu Knyphausen REGIE: Johannes Arnold PRODUKTION: Iris Arnold TEXT: Franziska Richter  FORMAT: Theaterprojekt KOMPOSITION: Oliver Beyer Caro  KOOPERATION: Schützenverein Taaken, Kulturinitiative Sottrum e.V. FÖRDERER: Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, EWE Stiftung, Stiftung Sparkasse Rotenburg-Bremervörde FOTOS: Franziska Richter 

„Das perfekte Dinner gibt es nicht, meinen Sie? Oh doch, meine Damen und Herren, in meinen schönsten Träumen sehe ich es vor mir. Ich trete ein in die glanzumschmückte Halle, die Kronleuchter erstrahlen den Saal wie Sterne das Firmament. Die lange Festtafel steht bereits und das makellos gestärkte Tischtuch wird aufgelegt. Der blütenweiße Stoff umarmt die Kanten der Tafel und schmeichelt den Ecken, 20 cm sollte er überhängen. Das Licht feinst ziselierter Kerzenleuchter umhüllt sanft den Tisch und sorgt für eine festliche Stimmung. Dann das Gedeck aus feinstem Porzellan: 60 – 70 cm beträgt die Entfernung zwischen zwei Gedecken, um eine abgerundete Harmonie zu erreichen. Die Eßteller stehen in der Mitte des Gedecks, ihr unterer Rand schließt mit dem Tischrand ab. Die Messer aus poliertem Silber liegen mit der Schneide nach innen rechts vom Teller, einen Fingerbreit von der Tischkante, die Gabeln links vom Teller, der Suppenlöffel mit dem Hohlraum nach oben links neben dem Vorspeisenmesser, gefolgt vom Fischmesser und dem Tafelmesser, auf der linken Seite des Tellers natürlicherweise die Vorspeisengabel, die Fischgabel, die Tafelgabel, darüber der Brot- oder Salatteller. Oberhalb des Tellers befinden sich Dessertbesteck und darüber Süßspeisenlöffel. Das Weinglas steht rechts oberhalb des Eßtellers in exakter Linie über dem Hauptgangmesser ausgerichtet, gestaffelt schräg unterhalb rechts das Weißweinglas und das Aperitifglas, quasi, das zuerst benutzte außen, also am weitesten rechts – ach und die Serviette! Ob Dreiecksform flach, Rechteck klassisch, dreiteilig gefaltet, Tafelspitz, Fächer, Marquée, Bischofsmütze – alles ist möglich, Hauptsache schön liegt sie auf dem Eßteller. Um Ihnen das Ganze etwas zu verbildlichen, haben wir von DGT keine Kosten und Mühen gescheut Ihnen ein kleines Filmpräsempel zusammenzustellen. Lupfen wir also den Vorhang und schauen hinein in das perfekte Dinner zu zweit. Guten Appetit! Der Abend hat schon begonnen, der Herr und die Dame haben Platzgenommen, der Kellner bringt soeben das Amuse Gueule, den kleine Häppchengruß aus der Küche…“