VON URS WIDMER
In der Wirtschaft herrscht Optimismuspflicht. Zweifel, Ängste Unsicherheit, vorübergehende Schwäche oder gar Melancholie sind im neoliberalistischen Menschenbild nicht vorgesehen. Erfolgreich ist nach dieser Auffassung nur derjenige, der sein Leben und Handeln ganz der ökonomischen Rationalität unterwirft und sich selbst zu einem Funktionselement des Marktes macht. "Surfen" ist der Ausdruck, der den Lebensstil dieser hochmobilen und flexiblen Arbieter wohl am besten trifft: sich nirgends binden, um jederzeit etwas Neues beginnen zu können; sich auf nichts und niemand wirklich einlassen und elastisch allen Widerständen ausweichen, um sich auf der Welle des Erfolgs in eine ungewisse Zukunft tragen zu lassen. Doch Erfolg ist natürlich kein Selbstgänger. Auch in den Führungsetagen werden Arbeitsplätze wegrationalisiert. In Urs Widmers Erfolgsstück "Top Dogs" konkurrieren entlassene Führungskräfte um einen der wenigen, heiß begehrten Arbeitsplätze in der Top Liga.
"Seit dem Börsencrash herrscht Endzeitstimmung am globalen Markt. Einer hatte eine gute Geschäftsidee, und Analysten haben da ein unrealistisches Potential reinanalysiert - das waren Jungs, drei Jahre aus dem Studium raus, was konnten die groß wissen? Seitdem ist auf dem Arbeitsmarktparkett nichts mehr plan- und berechenbar. Der Leitgedanke der Effizient entpuppt sich als Bummerang, der bei Fusionen und Einsparungen knallhart in die obere und mittlere Managementebene einschlägt." Programmheft