Trurls Elektrobarde

nach Stanislaw Lem // Drei Sängerinnen und ein Kind singen und erzählen die Geschichte vom Erfinder Trurl, der eine Maschine baut, die wunderbare Lyrik produziert – besser, als jeder menschliche Roboter. Schon bald erfähr er leidvoll, dass es einfacher ist eine Maschine zu konstruieren als sie zu verschrotten. „Die Reise Eins A oder Trurls Elektrobarde“ ist eine der Kurzgeschichten aus der „Kyberiade“ von Stanislaw Lem, in denen das Konstruktionsduo Trurl und Klapauzius immer neue Anläufe zur Beglückung des Universums unternimmt: Sie bauen Maschinen – die sich allerdings anders verhalten, als man von ihnen erwartet. Wie weit wird der Mensch durch die Technik, die ihm helfen soll, in die Abhängigkeit getrieben? Ein Crossover zwischen Performance, Erzähltheater und Sprechoper, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Hildesheimer Vokalensemble Exile Lounge.

„Intelligent sein heißt soviel wie: seine eigene bisherige Programmierung durch bewusste Willensakte, dem aufgestellten Zeil entsprechend, abändern zu können. Somit kann ein „Roboter“ für alle Ewigkeit für den Menschen vollkommen ungefährlich bleiben, aber dann muss er auch gewissermaßen dumm sein.“   Stanislaw Lem

 

Credits

SPIEL: Karen Baumgartel, Flora Hirshfeld, Juli Ndoci, Dorela Voltmer REGIE: Johannes Arnold DRAMATURGIE: Barbara Kastner BÜHNE UND KOSTÜM: Liya Avidan MUSIKALISCHE LEITUNG: Stefan Wurz KOMPOSITION: Exile Lounge ARRANGEMENTS: Stefan Wurz, Exile Lounge FOTOGRAFIEN: Andreas Hartmann PREMIERE: 29.06.2007, Kulturfabrik Löseke AUFFÜHRUNGSRECHTE: Insel Verlag, Frankfurt a. M. und Leipzig. Aus: „Kyberiade. Fabeln zum Kybernetischen Zeitalter“ KOOPERATIONSPARTNER: Exile Lounge GRAFIK: Reinhold Zirkelbach

 

PRESSESTIMMEN:

„Sie sind zu dritt – und doch sind sie eins. Gemeinsam rattern, fiepen, quietschen und singen sie. (…) Es lässt sich nicht leugnen: Einiges an diesem von Johannes Arnold inszenierten Abend scheint zunächst schlecht erträglich, denn das poppige Gedichte-Spektakel ist vor allem schrill, es tut hin und wieder in den Ohren weh und neigt zur exzessiven Albernheit. Zugleich jedoch entfaltet die verzwickte Fabel einen sich weiter und weiter verdichtenden Reiz. Schließlich wird die Maschine immer menschlicher, verfällt in hübsch parodierten Weltschmerz, in arrogante Ruhmsucht und erreicht schließlich das Maß der Vollkommenheit, das kein Mensch mehr aushalten kann. Hinreißend wird der Erfinder Trurl, dem das alles über den Kopf wächst, von der erst sieben Jahre alten Dorela Voltmer verkörpert. Im roten Mechaniker-Overall schraubt sie fachkundig an ihrem Elektrobarden herum und kann ihn doch nicht zum Stillstand bringen. Es ist gerade ihre Unschuld, das Stadium der Kindlichkeit, das hier zur Hymne auf die menschliche Unvollkommenheit wird, zur Abwehr virtueller Ersatz-Pefektion. Unverhältnismäßig üppige Mengen Disconebel werden eingesetzt, um die Götterdämerung der Menschheit im Nirgendwo des Alls einzuläuten. Aber tatsächlich wird der mechanisch aufgekratzte Reigen immer witziger, die drei kybernetischen Operndiven immer virtuoser in ihrem Gesang und die geistigen Umdrehungen zunehmend radikaler. Ganz unterschwellig ist hier ein melancholisches Fest der Poesie entstanden, das den erhobenen, zeitkritischen Zeigefinger vermeidet und ihn durch einen kompromisslosen Willen zum durchgeknallten Entertainment ersetzt. Und mit diesem für die Kunst des echten Empfindens klopfenden Herzen ist die kleine Science-fiction-Oper trotz der Glitzeroutfits doch weit weg vom Trash des Grand Prix: ja, Lichtjahre davon entfernt.“      Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 2.07.2007

„…gerät das quirlige Spektakel zu einem imer mitreißenderen Vergnügen: Schließlich ist dieser aberwitzige Elektrobarde mit seiner Fülle liebevoll ausgeheckter und auf die Bühne transportierter Ideen eine funktionstüchtige Hymne auf die Dichtkunst geworden – eine Parabel, die Lems Genie nicht mit provokanten Mätzchen die Butter vom Brot nimmt. Eine Weltraumrevue, die am Schluss, nachdem alles in die Luft geflogen ist und die Kunstnebelschwaden sich langsam verzogen haben, schlicht ein kleines Mädchen auf den Tisch setzt. Und das singt dann „Weißt du wieviel Sternlein stehen?“, faltet einen Papierfloieger und schickt ihn als kleinen poetischen Gruß in die Dunkelheiten des Alls.“  Hannoversche Allgemeine Zeitung, 18.01.2008